Eluria (2)
Nach einigen Wochen Pause entschied ich mich das Buch Eluria umzuschreiben, damit es nicht mehr so trügerisch zauberhaft war. Von meinem letzten Abenteuer noch immer etwas geschlaucht, dauerte es länger als ich zuerst gedacht hatte, um die Änderung vorzunehmen. Als ich schließlich fertig war, packte ich sofort meine Sachen und verband mich. Eluria war erst die zweite Welt an der ich etwas geändert hatte und ich war mir bei solchen Dingen noch immer etwas unsicher.
Alles schien aber stabil und gut zu sein. Die Landschaft hatte sich fast völlig verändert. Jetzt war Eluria eine hügelige, mit dichtem Moos bewachsene Welt, über der im Moment graue Regenwolken hingen. Während ich durch diese Welt wanderte, sah ich einige interessante Dinge. Über einem See hing dichter Nebel, die Wälder waren dicht und irgendwie unheimlich und über allem lag die Atmosphäre von etwas…mythischem. Ich fragte mich woher das kam. Die Landschaft erinnerte an Irland oder Schottland, aber bisher hatte ich noch keine mysteriösen Ruinen gefunden, die meinen Eindruck von etwas mythischem verstärkt hätten.
Der Himmel war meistens bedeckt und es regnete oft. Zum Glück hatte ich passende Kleidung dabei, aber in den Nächten war mir kalt und klamm von der Feuchtigkeit und ich holte mir mal wieder eine Erkältung. Doch auch hier hatte ich Vorsorge getroffen. Ich trank einen speziellen Erkältungstee und bald ging es wieder. Nach einer Weile begann die Landschaft fast trostlos auf mich zu wirken. An den Seen hatte ich Wasservögel gesehen und in den Wäldern einige Hasen, Rehe oder Füchse, aber sonst war diese Welt verlassen.
Und dann fand ich die „Kultstätte“. Irgendwie hatte ich so was schon geahnt! Die Landschaft „schrie“ geradezu danach, dass es dort irgendwelche mysteriösen Plätze gab und jetzt stand ich vor einem solchen. Es handelte sich um einen 3 Meter großen Steinkreis, in dessen Mitte so etwas wie ein Hinkelstein stand. In diesen Hinkelstein waren äußerst seltsame Zeichen gehauen worden. Die kleinen Steine, die den Außenring bildeten, hatten jeweils nur ein Zeichen. Ich versuchte die Bedeutung dieser Kultstätte herauszufinden, doch ich schaffte es nicht.
Im Laufe der nächsten Woche entdeckte ich weitere solcher Kultstätten. Einige bestanden nur aus einem einzelnen großen Stein mit seltsamen Zeichen darauf, andere waren riesengroß und hatten den Aufbau von Oberservatorien oder Opferstätten oder etwas ähnlichem. Mit den einzelnen Steinen konnte ich nicht viel anfangen, aber einige Dinge waren eindeutig: ein keilförmiger Stein umgeben von zwölf kleineren Steinen stellte eindeutig eine Uhr dar; ein langer rechteckiger Stein war eindeutig ein Altar usw.
Ich entdeckte keine Hausgrundrisse oder andere Überreste von Ansiedlungen. In einer etwas flacheren Gegend gab es eine Art Gräberstätte, erkennbar an den unnatürlich wirkenden Hügeln, auf denen seltsame Pflanzen mit lilanen Spitzen wuchsen, die sonst nirgendwo wuchsen. Es war also ziemlich sicher, dass es hier in diesem Zeitalter irgendwo Menschen gab, die Frage war nur wo! Nach fast drei Wochen hatte ich nun schon einen Großteil dieser Insel gesehen und noch immer war nichts von Menschen zu sehen!
Einige Zeit später erreichte ich einen schon fast gebirgigen Teil. Erschöpft von dem langen Marsch schlug ich mein Zelt nicht weit von einer Kultstätte entfernt auf und legte mich nach einem kargen Abendessen hin. Mitten in der Nacht wurde ich durch Trommelschläge und leisen Gesang geweckt. Verschlafen steckte ich den Kopf aus meinem Zelt und riss vor Erstaunen die Augen auf. Menschen standen um die Kultstätte herum und einer trommelte während die anderen sangen. Es war ein beschwörender Singsang in einer fremden Sprache.
Dann plötzlich hörte ich Stimmen hinter mir. Die Zeltwand zu meiner Linken riss auf und ein bärtiger Mann packte meinen Fuß. Ich kreischte auf und trat nach ihm, doch er packte mich nur fester und zog mich aus dem Zelt. „Lass mich los. Du hast mein Zelt kaputtgemacht! Und was ist mit meinen Sachen?! Die können nicht einfach liegen bleiben!“, schrie ich ihn an. Er griff grob nach meinen Händen und band sie mir auf dem Rücken fest. Dann knebelte er mich auch noch! Andere Männer kamen und sammelten meine Sachen auf, wobei sie aber nicht so aussahen als ob sie das gerne tun würden.
_________________ Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possiet
Hitana Mikoyan (SL) , Hitana Jadurian (GW)
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